„Ich finde es faszinierend, weil es ästhetisch ist“ |
Speyerer Tagespost |
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Die
Synchronschwimmerinnen, Nadja Brech und Carmen Weiß, sowie Verbands-Fachwartin
Annette Dinies über den Sport mit Nasenklammer |
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Speyer (mb). - Das Hallenbad in Speyer
wird am Samstag zum Schauplatz des süddeutschen Jugend-Ländervergleichs im
Synchronschwimmen, der nach 1996 dieses Jahr turnusgemäß wieder vom
Südwestdeutschen Schwimmverband (SWSV) ausgetragen wird. Die Landesverbände
Baden, Württemberg, Bayern, Hessen, Sachsen und Saarland werden Vertretungen
entsenden und sich mit der SWSV-Mannschaft messen, die sich komplett aus
Domstädterinnen rekrutiert und dem Wassersportverein Speyer (WSV) angehört.
Annette Dinies, Sportliche Leiterin des WSV, übernahm auch das Amt der
Fachwartin für Synchronschwimmen beim SWSV. Die Tapo sprach mit der
35-Jährigen und den Synchronschwimmerinnen Carmen Weiß (18) und Nadja Brech
(17) über diesen außergewöhnlichen Sport. Frau Dinies,
was macht das Synchronschwimmen aus, worauf kommt es dabei vor allem an? Dinies: Es ist die Kombination
des Elements Wasser mit Musik und Rhythmusgefühl, die Eleganz der
Präsentation, der Einklang der Bewegungen, die das Synchronschwimmen
ausmachen. Vier oder acht Schwimmerinnen machen zu jedem Takt das Gleiche.
Ich finde es faszinierend, weil es ästhetisch ist, man andererseits auch viel
Kraft braucht. Es gehört alles dazu: Ballett, Tanz, Schwimmen, Kraft und
Beweglichkeit. Das muss man normalerweise auch alles trainieren. Die besten
Synchronschwimmer machen das auch. Wir haben uns in den vergangenen drei
Wochen so gut wie täglich auf den Wettkampf am Samstag vorbereitet. Aber
meist im Wasser. Ein-, zweimal die Woche haben wir Gymnastikübungen gemacht. Und was
fasziniert euch, warum habt ihr mit Synchronschwimmen vor sieben Jahren
angefangen?
Weiß: Weil es etwas Besonderes
ist und Spaß macht. Ich habe vorher Rock’n’Roll gemacht. Synchronschwimmen
ist von der Ausdauer her viel anstrengender. Brech: Das macht nicht jeder.
Man macht Sport und der ist auch noch elegant – nicht wie beim Boxen einfach
draufhauen. Es hat weibliche Züge wie das Ballett. Weiß: Viele fragen oft, ob es
überhaupt zu Sport zählt und tun es etwa mit Sprüchen wie „das bisschen
Rumpaddeln im Wasser“ ab. Dinies: Diejenigen, die über
Synchronschwimmen lachen, sind die, die es noch nicht gesehen haben. Brech: Viele finden es aber auch
toll und interessant, dass ich das mache. Sind es dann eher Männer,
die über Synchronschwimmer lachen? Weiß und Brech: Nein, das hält sich die
Waage, 50:50. Wie wird die beste
Mannschaft am Samstag ermittelt? Dinies: In die Mannschaftswertung
gehen zwei Solo-Vorträge, zwei Duette und die Gruppen-Präsentation ein. Es
gibt einen Pflicht- und einen Kür-Teil. Bei der Pflicht müssen vier Teile
geschwommen werden. Obligatorisch sind „Handstand Drehung Schraube“,
„Überschwung rückwärts“ und „Schließen 360 Grad“. Aus vier Gruppen wird der
vierte Teil zugelost, die muss man also auch alle beherrschen. Aus Gruppe
eins könnte das beispielsweise ein „Barracuda“ oder ein „Albatros Twirl“
sein. In der Kür sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Die bis zu zehn
Wertungsrichter vergeben eine A- und eine B-Note für den technischen Wert und
den künstlerischen Eindruck. Wie entsteht so eine
vieminütige Kür? Dinies: Wir suchen eine Musik,
die uns gefällt, zählen sie durch – man kann fast immer auf acht durchzählen
– und schauen, wo die Höhepunkte des Stücks liegen. Dann setzen wir uns hin,
überlegen uns etwas dazu und probieren im Wasser aus, ob es tatsächlich so
funktioniert, wie wir uns das im Trockenen erdacht haben. Im Wettkampf ist es doch
aber schwer, unter Wasser die Musik zu hören? Dinies: Wieso? Unter Wasser sind
doch auch Lautsprecher. Wo bekommt man eigentlich
die Nasenklammern her. Doch bestimmt nicht im Sportgeschäft nebenan? Dinies: Dafür gibt es extra
Kataloge. Die kann man bestellen. Dürfen eigentlich auch
Männer Synchronschwimmen betreiben? Dinies: Ja klar. Es gibt sogar
mit dem Amerikaner Bill May einen richtig guten Synchronschwimmer. Er hat die
13. German Open in Bonn dieses Jahr gewonnen. Und welches sind die
besten Nationen? Dinies: Bei den
Europameisterschaften in Berlin dominierten Russland, Spanien und Frankreich.
Deutschland war Elfter in der Nationenwertung. © Stichwort Stichwort
Synchronschwimmen
fand seine Anfänge 1892, als in England Meisterschaften im „Scientific and
Ornamental Swimming“ ausgetragen wurden. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam
diese Form nach Holland, Deutschland, Belgien und Frankreich sowie auch nach
Kanada. Hieraus entstand in Deutschland das „Figurenlegen“ – Musik diente nur
der Untermalung. Meisterschaften darin gab es ab 1931. Synchronisiertes
Schwimmen wurde erstmals 1934 im Rahmen der Weltausstellung in Chicago
präsentiert. 1945 gab es dann auch Wettkampfbestimmungen für diese Disziplin.
Synchronschwimmen nahm der Deutsche Schwimmverband 1957 in sein
Wettkampfprogramm auf. Zu dieser Zeit war es in den USA längst sehr beliebt
geworden. 1973 fanden die ersten Welt-, 1974 die ersten Europameisterschaften
statt. Olympisch wurde der Sport 1984, seit 1996 aber nur noch für Gruppen.
Männer dürfen seit 1991 bei Meisterschaften aktiv sein, mit einer Ausnahme:
Bei Olympia haben Männer „Synchronschwimm-Verbot“. (mb) |